Donnerstagsregatta in Schwerin: ein fester Termin im Kalender

Sep 4, 2023

Christian Thieme GER 176

Es begann, wie wohl bei den meisten von uns, mit einem Traum von einem eigenen Segelboot. Nach jahrzehntelanger Abstinenz, in der Jugend segelte ich 420er später besaß ich eine Ixylon, reifte die Idee. Zwar habe ich den Schaalsee fast vor der Haustür, doch als Segelrevier kam er für mich nicht in Betracht. So fragte ich meinen Neffen Florian Kolm - ein „Schweriner Jung“ - ob er sich denn vorstellen könnte, mit mir regelmäßig bei der Donnerstagsregatta auf dem Schweriner See zu segeln.
Mit etwas Glück bekam ich beim SSV von 1894 einen freien Liegeplatz. Das war 2018 der Startschuss zum Kauf einer Skippi 650 Cruiser sowie zu meiner Mitgliedschaft im Verein. Die Vorfreude auf die kommende Saison war groß, auch die Erwartungshaltung.
Der erste Kontakt mit dem Schweriner Innensee war für mich überraschend. Gleich vier Untiefen-Bereiche liegen quasi vor der Haustür und relativ eng beieinander. So etwas kannte ich von anderen Revieren nicht. Die Orientierung fiel mir zunächst schwer. Neben dem Revier war auch das Boot eine neue Erfahrung. Mit der Technik waren wir relativ schnell vertraut. Die erfahrenen Segelsportfreunde wissen aber um die riesigen Unterschiede zwischen Segeln, schnell Segeln und Regatta Segeln.
Der Reiz der Donnerstagsregatta in Schwerin liegt in dem Yardstick-System verbunden mit dem Känguru-Start. Damit können verschiedene Boote gemeinsam in einem Wettbewerb starten, gewichtet durch unterschiedliche Startzeiten. Wer den harten Wettkampf sucht, ist bei den Klassen-Regatten natürlich besser aufgehoben - dies nicht nur wegen der Gleichheit der Boote, sondern auch wegen der definierten Kurse. Die Umrundung der Untiefen bei der Donnerstagsregatta ist zwar auch definiert, doch sind die Bedingungen bei jeder Windrichtung und Windstärke anders. Da es keine strikten „Up“ und „Downs“ bzw. „Schenkel“ gibt, führt dies durch die unterschiedliche Performance der Boote auf verschiedensten Kursen zwangsläufig zu Verschiebungen in den Platzierungen und macht die Wettfahrten zusätzlich anspruchsvoll und spannend. Da die Voraussetzungen und Ambitionen für den Kauf eines bestimmten Bootstyps sehr verschieden sind, ist mit der Donnerstagsregatta eine einmalige Gelegenheit geboten, ein breites gemischtes Feld von Seglern gemeinsam aufs Wasser zu bringen. Zudem ist das Ansetzen eines festen Wettfahrttermins am Donnerstag wie von Regattaleiter Karsten Schulz zitiert natürlich zielführender als eher unverbindliche Treffen. Ich habe die Rituale, insbesondere die romantischen Abende nach der Wettfahrt im „Büdel“ schätzen und lieben gelernt. Da die lokale Yardstick-Zahl für die verschiedenen Boote wie beschrieben ohnehin keine hundertprozentige Gleichstellung ermöglichen kann, behält dieser Wettbewerb eine schöne Balance zwischen Segelspaß und sportlichem Wettkampf. Und der Kampfgeist kommt gewiss auch nicht zu kurz.
So war es nicht verwunderlich, dass wir bei unseren ersten Wettfahrten deutlich Lehrgeld zahlen mussten. Die „alten Hasen“ der Donnerstagsregatta verstehen es, das Potential ihres Bootes unter verschiedensten Bedingungen auszureizen und sie haben Revierkenntnisse. Uns fehlte es so ziemlich an allem, ungeachtet der für eine Cruiser im ersten Jahr sehr harten Yardstick-Einstufung. Wissend, dass unser Boot ein „Dickschiff“ ist, kam vieles auf den Prüfstand. Natürlich sind neue Segel immer gut, doch bei Gennaker oder Spinnaker muss man sie auch zu bedienen lernen. Im Vergleich zum alten Rollgennaker erfordert unser neuer Segelstand viel mehr Einsatz macht aber auch viel mehr Spaß. Es ist nichts Neues, das Einspielen der Crew aber vor allem das Kennenlernen des Bootes brauchte Zeit.
Ich denke, wir, mein Segelkamerad Florian und ich, sind bei der Donnerstagsregatta in Schwerin angekommen. Und nächstes Jahr werden das Wetter und der Wind die Karten wieder neu mischen. Und sei uns bewusst, wie meine Kollegin und begeisterte Segelsportlerin aus Hamburg meinte:
„Habt ihr ein schönes Segelrevier!“

« von 10 »

Bilder von Hartmut Braun und Thomas Sachs

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